Zur Hotelgeschichte
Kurze historische Einführung
Die Stadt Èeské Budìjovice (Budweis) wurde im Jahre 1265 vom böhmischen König Przemysl Ottokar II. gegründet. Die ursprüngliche Stiftungsurkunde hat sich nicht erhalten, ihren Inhalt kennen wir aus der späteren Konfirmation des Wladyslaw II. Jagiello vom 2. Juli 1507. In der Stiftungsurkunde wird die Gründung vom Kloster St. Maria am Zusammenfluss von Moldau und Malše erwähnt, nicht aber das Braurecht. Es hat sich keine andere Urkunde erhalten, in der die Erteilung dieses bedeutsamen Rechtes belegen würde. Dennoch mag es bereits bei der Stadtgründung geschehen sein, denn aus dem Jahre 1300 stammt eine beurkundete umfangreiche Donation des hiesigen Bierbrauers Zacharias, die zur Gründung des St.Wenzel-Spitals verhalf. Es ist jedoch nicht der einzige Beleg über die Wohlhabenheit der örtlichen Bierbrauer. Um ein solches Vermögen ansammeln zu können, mussten die Bierbrauer eine intensive Tätigkeit in diesem Bereich ausgeübt haben. Daraus ist zu entnehmen, dass die Stadt das Braurecht höchstwahrscheinlich gleich bei der Gründung oder spätestens ein paar Jahre danach verliehen bekam.
Dass das Braurecht ein ganz wichtiges Recht war, besonders für die Stadtprosperität, belegt auch die Erteilung des Meilenrechtes von Karl IV. (1351) und seine Bestätigung von Wenzel IV. (1410), wo steht, dass im Umkreis von einer Meile außerhalb der Stadt kein Brauhaus, keine Mälzerei oder Bierschenke errichtet werden darf.
Die Prosperität des Bierhandels führte den Stadtrat nach Verhandlungen mit den Stadtbürgern zur Gründung eines eigenen Brauhauses (1495). Dieses Brauhaus befand sich ursprünglich in der Široká Straße, in der Nähe des Rožnover Tores, die Mälzerei befand sich dann im Hintertrakt des alten Rathauses. Später, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wurde das Brauhaus in die heutige Divadelní Straße erweitert. Der Stadtrat hat sich das Recht zum Brauen des „weißen“ Biers vorbehalten, die Stadtbürger durften auch weiterhin das sogenannte „dunkle“ Bier brauen.
Das Budweiser weißes Bier hat sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts großer Beliebtheit am königlichen Hof erfreut. Der römische und böhmische König Ferdinand I., der anläßlich seines Besuches von Èeské Budìjovice das Bier kostete, hat sogar 1547 einen von den örtlichen Brauern an seinen Hof eingeladen, der dort das Bier nach Budweiser Art brauen sollte.
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts verlief ein Streit zwischen den Budweiser Bierbrauern und dem Stadtrat, über die Verwaltung des Gemeindebrauhauses. Die Stadtbürger argumentierten damit, dass sie bis 1495 das Braurecht hatten, alles Bier in der Stadt zu brauen, und forderten das Recht nun zurück. Im Jahre 1722 wurde ihnen das Braurecht vom Stadtrat tatsächlich zuerkannt, sie mussten jedoch auf das Bierbrauen in ihren Häusern verzichten. Deshalb kauften die Stadtbürger ein Brauhaus vom Mälzer Matìj Konvièka, das Malý pivovar (Kleines Brauhaus) genannt wurde. Der Stadtrat erklärte jedoch dieses Objekt zu seinem Eigentum und erlaubte den Stadtbürgern „gnädig“, dieses Haus ein halbes Jahr zu benutzen. Seit dieser Zeit besaß die Stadt zwei Bierhäuser: ein Großes am Rožnover Tor und ein Kleines an der Ecke der Straßen Karla IV.und Knìžská. Die Stadtbürger protestierten dagegen und der ganze Streit endete erst im Jahre 1795, wo beide Brauhäuser in die Verwaltung der Stadtbürger übergingen. Die Stadtbürger bekamen gegen Ersatz beide Stadtbrauhäuser mit einem Holzlager und Keller und gegen eine niedrige Miete noch einen Stall und eine Dienstwohnung für die Mitarbeiter. So entstand das sogenannte Bürgerliche Brauhaus, dessen offizieller Name seit 1894 hieß: Die Budweiser Bräuberechtigten - Bürgerliches Bräuhaus Budweis, gegründet 1795. Das Kleine Brauhaus braute Bier für die Stadtbürger, während das Große Gasthäuser belieferte und auch außerhalb der Stadt verkaufte.
Während die Zahl der Häuser, in denen tatsächlich gebraut oder gemalzen wurde, mit der Zeit allmählich sank, die Zahl der Braurechte in der Stadt schwankte und schließlich stieg. Im Jahre 1750 besaß ein Brauhaus in der Stadt (und damit das Braurecht) 340 Bürger. Die Endanzahl wurde definitiv am 12. Dezember 1907 begrenzt. Seitdem existierten 387 Braurechte. In der Realität heißt es, das fast jedes Haus im historischen Stadtkern ein Brauhaus war. Davon wurden ausgenommen: Objekte der Stadtbefestigung, Rathaus, Kirchen, Metzgerläden, Bischofssitz, Theater, Objekte der Brauhäuser (nachdem der Betrieb im Kleinen Brauhaus beendet wurde, bekam der neue Hausbesitzer auch das Braurecht) und einige Häuser, deren Besitzer in Èeské Budìjovice kein Heimatsrecht hatten.
Kurze Geschichte des Gebäudes Malý pivovar (Kleines Brauhaus) – ein Haus an der Ecke der Straßen Knìžská und Karla IV., entstanden durch die Verbindung der Häuser Nr. 334 u. 333
Im Jahre 1722 akzeptierte der Stadtrat die Empfehlung des Gemeinderates und kam den Anforderungen der Stadtbürger entgegen, die sich nicht nur am Bierbrauen in der Stadt, sondern auch an der Gewinnverteilung beteiligen wollten. Der Stadtrat hat das bejaht, aber unter der Bedingung, dass die Stadtbürger auf das Bierbrauen in eigenen Häusern verzichten und weiterhin das Bier in einem gemeinsamen und dazu bestimmten Objekt brauen werden. Als geeignet wurde das Haus des Mälzers Matìj Konvièka (Nr. 334) gewählt, das bereits über erforderliche Austattung verfügte.
Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass es den Namen Malý pivovar (Kleines Brauhaus) gab, noch bevor das Haus (Nr. 334) gekauft und kurz danach gesetzwidrig auf die Stadt übertragen wurde. In den Stadtbüchern können wir eine Eintragung vom Jahre 1714 finden (also acht Jahre bovor das Haus von Matìj Konvièka gekauft wurde), der zufolge Martin Kacžler ein Haus erheiratet hat, das sich gegenüber dem Kleinen Brauhaus befand (OA ÈB, Libri contractuum civilium, XI, 32).
Damit wird nebenhin die Theorie widerlegt, nach der beide Objekte mit ihren Namen erst nach der Übernahme vom Budweiser Rathaus bezeichnet wurden, um die beiden Betriebe voneinader zu unterscheiden. Auf der anderen Seite wird damit bestätigt, dass das erwähnte Haus eine starke Brautradition hatte.
Das Haus an der Ecke der Straßen Knìžská und Karla IV. wurde in den ersten Jahren nach der Stadtgründung gebaut (also nach 1265), wie es übrigens die bis heute erhaltenen spätromanischen und gotischen Bauelemente im Kellergeschoss belegen. Nach dem Braurecht handelte es sich um ein Brauhaus, in dem auch mit großer Wahrscheinlichkeit von Anfang an tatsächlich gebraut wurde.
Die erste konkrete (bis jetzt gefundene) Angabe, die das Brauen in diesem Haus belegt, kommt aus dem Jahre 1589, wo ein Mälzer namens Jan Walschy dieses Haus samt der Witwe Anežka Kotterova erheiratet hat. Zwar wird nicht direkt das Brauen erwähnt, es ist jedoch vorauszusetzen, dass der Mälzer wirklich auch gebraut hat. Eine weitere Angabe über das Bierbrauen stammt aus dem Jahre 1611, wo Veronika Kotrovská das Haus samt Brauerei nach ihrem Mann geerbt hat. Der verstorbene Mann war höchstwahrscheinlich Sohn der erwähnten Anežka Kotterová. Eine Brauerei wird auch in anderen Dokumenten erwähnt. Im Jahre 1690 erheiratete das Haus ein Mälzer namens Vít Victorin, im Jahre 1716 dann der oben erwähnte Matìj Konvièka. Der Hauspreis bewegte sich von 350 Schock im Jahre 1541 bis 800 Schock im Jahre 1716 (nach Libri contractuum civilium).
Das Kleine Brauhas genügte am Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr seinem Zweck, deshalb wurde über seine Erweiterung entschieden. Im Jahre 1809 wurde das Objekt Nr. 333 in der Knìžská Straße dazu gekauft. Der Umbau verlief zwischen den Jahren 1813 – 1816 (konkret wird das Jahr 1815 angegeben) mit einem Kostenaufwand von 69 886 Gulden. Mit Bier wurde im Haus auch Bieressig erzeugt. Das Brauhaus hatte zehn Mitarbeiter: einen Verwalter und Buchhalter in einer Person, einen Mälzer, einen Untermälzer und sieben Hilfsarbeiter. Ein weiterer Umbau verlief im Jahre 1839 und beide Häuser wurden zu einem Ganzen. Sie bekamen eine gemeinsame einheitliche Front und gleichzeitig ein neues Aussehen, das bis heute unverändert bleibt. Im Jahre 1852 hat sich am Umbau des Forstes der örtliche Baumeister Sandner beteiligt.
Das Haus Nr. 334 wurde kein Brauhaus mehr, nachdem es Matìj Konvièka verkauft hatte. Nach der Eingliederung des Hauses Nr. 333 in das Kleine Brauhaus verlor auch dieses das Braurecht. Der Betrieb des Kleinen Brauhauses verlief dann bis zum Jahre 1856, wo es geschlossen wurde. Dann wurde das ganze Objekt verkauft und es wurde zu einem Brauhaus gemacht, allerdings mit dem Verbot, im Haus Bier zu brauen.
Das Haus wechselte dann Besitzer, bis es schließlich der Stadt zufiel. Es wurde mehrmals rekonstruiert und modernisiert. Im Jahre 1996 ging das Haus in den Besitz des Nationalunternehmens Budweiser Budvar über, das daraus eines der wichtigsten Zentren der Budweiser Gastfreundschaft machte. Zur Zeit befindet sich hier das Hotel Malý pivovar.
È. Budìjovice, 5. 8. 2003
Zpracoval: PhDr. Ivo Hajn